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1.5.1 Verhandlungssache

An dieser Stelle mache ich mal ausnahmsweise explizit Werbung für die Bücher 'Screw the Roses and Send Me the Thorns' [24], 'The Bottoming Book' [25] bzw. 'The Topping Book' [26].

Einige Sachen sind selbst erfahrene Spielpartner nicht bereit mitzumachen:
Manche schließen Spuren - z.B. blaue Flecken, Kratzer und Striemen - aus, da sie damit nicht in die Sauna oder zum Arzt wollen. Die wenigsten akzeptieren permanente Male wie Schnitte, Verbrennungen oder Tätowierungen. Wenn Blut fließt, ist für viele die Grenze überschritten, wo aus Spiel Ernst wird. Vielleicht hat der Partner eine Aversion gegen Urin oder Kot oder bei bestimmten Praktiken - vielleicht erinnert der Schlag ins Gesicht an den prügelnden Stiefvater? Geschlechtsverkehr und sexuelle Stimulanz sind nicht für alle fester Bestandteil einer SM-Session und wenn, dann solltet ihr euch unbedingt über Safersex, Verhütung unterhalten. Wenn du körperliche Einschränkungen (Kreislaufschwäche, Allergien, Asthma, epileptische Anfälle oder schlicht das Nicht-lange-knien-können-ohne-dass-die-Füße-einschlafen, ... ) hast, solltest du das deinem Partner genauso mitteilen, wie dass du bestimmte Praktiken, z.B. Atemreduktion oder das Spiel unter Drogeneinfluss ablehnst.

Die folgende Liste zählt einiges auf, über das sich die Spielwilligen jeweils vorab klarwerden sollten.

  1. Spielerfahrung

  2. Bevorzugter sexueller Kontakt

  3. Empfinden der eigenen Person

  4. Dominant

  5. Devot

  6. Masochistisch

  7. Sadistisch

  8. Primäres Interesse

  9. Wo kann gespielt werden?

  10. Wer darf von den eigenen Neigungen erfahren?

  11. Dürfen weitere Personen ins Spiel einbezogen werden?

  12. Bist du bereit zu dienen?

  13. Wie empfindest du Bestrafung?

  14. Welche Spuren darf das Spiel hinterlassen?

(Frei übersetzt aus 'Screw the Roses' [24])

Die entscheidende Frage zu Beginn ist: Was sind deine Fantasien?

Bevor es mit dem Spiel losgehen kann, ist Reden unerlässlich, denn es ist leider bei weitem nicht so, dass die Interessen zweier Menschen, die auf BDSM stehen, kompatibel sind. Der Top muss wissen, was er mit seinem Bottom machen darf, und es ist die Bringschuld des Bottoms, seine Grenzen aufzuzeigen.
Überlegt euch gemeinsam eine Liste aller möglichen und exotischen Sexspielarten - auch die, die ihr persönlich nicht mögt - und sortiert anschließend, was euch gefällt, was auf keinen Fall in Frage kommt, was ihr später, zu gegebener Zeit vielleicht mal ausprobieren mögt und was essentiell wichtig für ein gutes Spiel ist.

Manche Bottoms mögen ihre nicht Gesellschafts konformen Fantasien nicht preisgeben und schämen sich ihretwegen. Selbst erfahrene Spieler sind an diesem Punkt oft eingeschüchtert und glauben, ihre Fantasien seien besonders egoistisch, albern, langweilig, banal oder was auch immer. Wichtig ist, dass es gerade diese Fantasien sind, die dich anmachen, dir Spaß bereiten. Und du solltest deinem Partner vertrauen, dass er dich und deine Bedürfnisse annimmt - mit Sicherheit hat er auch Fantasien, die zu äußern ihm schwer fällt. Um aus dem Bottom die Information herauszuholen, die der Top braucht, kann es helfen, den Bottom direkt auf die Dinge anzusprechen und gegebenenfalls solange zu warten, bis er sich zu einer Antwort durchgerungen hat. Helfen wird es ihm ganz sicher, wenn der Top positiv reagiert, mit Worten wie: 'Ja, sowas macht mir auch Spaß' oder 'Das habe ich noch nie ausprobiert, aber es wäre mal einen Versuch wert.'
Im 'Topping Book' [26] findet sich das Beispiel einer Domina, die über einen Kunden, der seine Wünsche nicht äußern wollte und nur sagte, er wolle alles tun, um sie glücklich zu machen, so verärgert war, dass sie befahl: ``Dann leg' dein Geld hier auf den Tisch und verschwinde, ich geh' ins Kino!''

Wem die Schamesröte bei einzelnen Sachen ins Gesicht steigt, oder wer zur Vergesslichkeit neigt, findet unten noch eine Tabelle mit den häufigsten Praktiken. Bewertet doch gemeinsam die möglichen Praktiken, von 1 - wie will ich unbedingt, bis 6 - auf gar keinen Fall.
Wem hingegen dieses Gefrage zu förmlich und langweilig erscheint, der kann das ganze natürlich in Form eines Verhörs auch ins Spiel einbauen.
Allerdings sind Dialoge wie:
T: ``Möchtest du, dass ich dich schlage?''
B: ``Ja Herr, wenn es dir gefällt.''
oder:
T: ``Ich werde dich jetzt fesseln und demütigen.''
B: ``Oh nein, bitte nicht, Erbarmen!''
eher ungeeignet, um herauszufinden, ob die eigene Fantasie im Rahmen der Limits des anderen liegt. ;-)

Einige Tops empfinden ein Eingehen auf Wünsche des Bottoms als Autoritätsverlust. Aber es ist Unsinn anzunehmen, der Bottom habe keine anderen Bedürfnisse, als seinem Top zu dienen.

``In our experience, it's very rare for someone to be purely submissive with no interest at all in receiving sensation (but if you meet such a person, be sure to give him or her our addresses - our houses are a mess). Likewise, Catherine often says that she'll believe in pure masochism when she meets someone who can come from stubbing his toe.'' [25]

In der Regel wird auch der Bottom an den Fantasien des Tops und daran, was dieser sich aus dem Spiel erhofft, interessiert sein. Es spricht nichts dagegen, heute die Fantasie des einen und morgen die Fantasie des anderen auszuprobieren. In vielen Fällen wird sich dabei etwas finden, das einem Spaß macht und an das man bisher nicht gedacht hat. Außerdem ist es immer interessant, neue Erfahrungen zu machen und neue Fähigkeiten zu entwickeln.
Vergesst nicht, dass Top und Bottom zum Ausleben ihrer Fantasien aufeinander angewiesen sind und beide zu ihren Recht kommen sollten! Einigt euch darüber, wessen Fantasie gespielt wird. Kommen beide oder primär der eine auf seine Kosten?

Allerdings sollte man sich nicht zu sehr an die eigenen Fantasien klammern und versuchen, sie exakt zu realisieren. Die Wirklichkeit mit ihren Problemen und Unzulänglichkeiten wird sonst ernüchternd oder enttäuschend sein. Aber ein Spiel, das schon mal in die richtige Richtung geht, kann in seinen Details immer noch mit Hilfe der eigenen Fantasie komplettiert werden.
Nebenbei bemerkt: Viele Menschen reichern auch 'normalen' Sex durch ihr Kopfkino an. So kann man sich Wünsche, die der Partner nicht zu erfüllen bereit ist, vor Augen rufen, nimmt dem Partner nichts weg und erlebt den gemeinsamen Sex als noch befriedigender. Das wesentliche Geschlechtsorgan ist nun mal das Gehirn und gerade SMler machen regen Gebrauch davon. Egal, wie unmöglich eine Fantasie - z.B. extreme Gewalt - ist, es kommt nur darauf an, einen sicheren und einvernehmlichen Weg zu finden, sie umzusetzen.

Manchmal kann das Resultat der Verhandlungen, dem Abgleichen der Interessen sein, dass man zu wenig gemeinsam hat, um miteinander zu spielen - aber das kann ja trotzdem der Beginn einer langen Freundschaft sein! ;-)

Tabelle 1.2: Spielvarianten, die sich frei kombinieren und ins Spiel einbauen lassen.
körperlich Fesselungen
Schlagen mit der Hand mentale Bondage
Leder-Paddel Bondage mit Seilen
Holzpaddel Ketten
Gürtel/Riemen Handschellen
weicher Flogger Ledermanschetten
Riemenpeitsche Segufix
mit Gummiriemen Plastikfolie
mit Knoten an den Enden Bondagesack
Rute Vakuumbett
Rohrstock Zwangsjacke
Reitgerte Brustfesselung
Sinnesdeprivation & Torture Genitalfesselung
Augen verbinden Spreizstangen
Masken an Wandhaken
Gehörschutz Käfig
Kitzeln Sling
Feder Pranger
Kneifen Kreuz
an den Haaren ziehen hängend (mit Bodenkontakt)
sexuelle Stimulanz im Privaten
Sexverbot in der Natur
Keuschheitsgürtel in der Öffentlichkeit
Wäscheklammern für kurze Zeit
Klammern an den Brüsten einige Stunden
Genitalfolter über Nacht
Cockring Sex
Gewichte Petting
Hodenstrecker Masturbation auf Befehl
Wachs Vaginalsex
kaltes Wasser Oralsex
Eis Analsex
reizende Stoffe/Cremes Vibrator
Nadeln Umschnalldildo
Cutting Buttplug
Reizstromgerät Arschlecken
Kleidung Fisting vaginal
unauffällig Fisting anal
nuttig gespielte Vergewaltigung
festliche Abendgaderobe weitere Mitspieler
Vamp Erniedrigung
Domina Füßeküssen
Dienstmädchen Knien
Baby Krabbeln
Sklave An der Leine führen
Macho verbale Erniedrigung
Leder öffentliche Vorführung
Lack Ohrfeigen
Latex Crossdressing
Dessous (heimlicher) Sex in der Öffentlichkeit
Korsett Schlagen in der Öffentlichkeit
Strümpfe Behandlung als kleines Kind
High Heels Petplay
Stiefel Natursekt (Urin)
Tätowierung Einlauf
Piercing  


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