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2.1.1 Gefahren

Das wesentliche Problem beim Fesseln ist, dass die Blutzirkulation nicht abgedrückt werden darf, sonst schlafen zunächst Hände bzw. Füße ein und auf Dauer können Schäden entstehen (Thrombosegefahr). Eine Reduktion der Blutzirkulation äußert sich durch Kälte des Körpergliedes, Kribbeln, Taubheit oder einer dunkleren Färbung. Wenn Fesseln einen Nerv einklemmen, kann ein kribbelndes Gefühl bleiben, das erst im Laufe von Tagen langsam nachlässt - wenn nicht, sollte man unbedingt einen Arzt konsultieren! In der Erregung des Spiels kann es passieren, dass der Bottom die Warnzeichen seines Körpers gar nicht wahrnimmt oder sie (aus falschem Stolz) ignoriert. Daher muss der Top von Zeit zu Zeit die gefesselten Gliedmaßen inspizieren und z.B. deren Temperatur ertasten oder den Bottom auffordern, das Glied zu bewegen. Auch kann man mit einem Finger auf die Haut drücken, so dass ein weißer Fleck entsteht. Dauert es lange, bis dieser wieder verschwindet, ist das ein sicheres Zeichen für mangelnde Durchblutung.
Gibt es Anzeichen für Probleme, muss die Fesselung gelöst werden, um wieder eine ausreichende Durchblutung zu gewährleisten. Aber es ist durchaus möglich, den Bottom in einer anderen Position, z.B. die Hände nicht mehr über dem Kopf, zu fesseln.
Generell sollte man keine Materialien verwenden, die in die Haut einschneiden und es sollte zwischen Fesseln und Haut immer ein wenig Luft sein. Wäscheleinen schneiden leicht ein, da sie recht dünn sind, und der oft gelesene Tipp mit Seidenschals oder Nylons ist auch eher ungeeignet, da sich Knoten in ihnen oft nicht mehr aufkriegen lassen und sie, wenn sie festgezogen werden, ebenfalls leicht das Blut abdrücken können. Gleiches gilt natürlich für die praktischen Kabelbinder, die man manchmal bei großen Polizeieinsätzen sieht.
Besser sind da Gürtel von Bademänteln oder Judoanzügen.

Wer seinen Bottom liebt, legt prinzipiell keine Fessel vorne eng um den Hals. Zunächst verlaufen hier die Hauptschlagadern fürs Gehirn. Werden diese abgedrückt, kann es innerhalb kurzer Zeit zur Ohnmacht kommen. (Dies ist auch die häufigste Ursache von autoerotischen Unfällen mit tödlichem Ausgang.) Sackt der bewusstlose Bottom dann in seine Fesseln, besteht außerdem die Gefahr, sich zu strangulieren!
Wenn eine gefesselte Person zusammengekauert sitzt oder liegt (insbesondere mit Gesicht auf weicher Unterlage), kann sich das negativ auf die Atmung auswirken. Daher sollte man eine gefesselte Person prinzipiell nicht ohne Aufsicht lassen. (Man male sich nur das Horrorszenario aus, dass der gefesselte Bottom hilflos mit ansehen muss, wie eine der dekorativen Kerzen die Bude in Brand steckt, ohne etwas dagegen tun zu können.)

Und natürlich ist es schön, wenn man in der Wohnung etwas Festes hat, wo man den Bottom dranbinden kann. Aber ein Heizkörper ist hierfür eher ungeeignet, da er durchaus 60 Grad heiß werden kann und dann zu üblen Verbrennungen führt (s.A. 4.4). (Außerdem übertragen Heizungsrohre sehr gut das Klötern der Fesseln in alle Nachbarwohnungen.)
Im MiniSi [31] findet sich noch der Hinweis, niemals eine Person, die zu epileptischen Anfällen neigt, zu fesseln, da diese sich bei einem Krampfanfall auch ungefesselt schon schwere Verletzungen zuziehen können. Es drohen Knochenbrüche und Muskelzerreißungen.

Prinzipiell sollte man damit rechnen, dass etwas Unvorhergesehenes passieren kann und sich überlegen, wie man die Fesseln schnell wieder abbekommt. In manchen Situationen mag es das schnellste sein, sie einfach zu zerschneiden! Um den Bottom dabei nicht zu verletzen, sollte man Messer mit abgerundeten 'Spitzen' oder eine Arztschere verwenden.

Wenn man jemanden stehend oder gar hängend fixiert (und ihm auch noch wehtut), kann es in seltenen Fällen passieren, dass er ohnmächtig wird. Dann legt man ihn natürlich in die stabile Seitenlage - hat man ja gelernt. Aber wie bekommt man den 80 kg schweren Menschen, der in den Fesseln hängt, heil auf den Boden? Heben und gleichzeitig die Fesseln lösen, scheidet wohl aus...

Abbildung 2.1: Panikhaken
Image panikhaken

Für solche Fälle gibt es so genannte Panikhaken, die sich auch unter Belastung problemlos öffnen lassen. Wenn man von diesen einen oder mehrere mit einbaut, hat man eine Chance auch schwere Personen ohne ihr Zutun schnell und halbwegs sicher auf den Boden zu bekommen, um Erste Hilfe zu leisten. Es gibt solche Haken ab 1.50 Euro im Werkzeug- oder Reitsporthandel.
Panikhaken sollte man so einbauen, dass man den Riegel zum Öffnen nach oben schieben muss, da man sonst den Haken, wenn man danach greift, um ihn zu halten, zu leicht unbeabsichtigt öffnen kann. Oder man verwendet 'Schnappschäkel', die sowieso viel schicker, aber leider auch teurer sind. (Gibt's beim Bootsausrüster.)

Wer seinen Bottom aufhängt, sollte beachten, das dessen Anatomie nicht darauf ausgelegt ist. Arme, an denen längere Zeit das Körpergewicht hängt, können in den Schultergelenken auskugeln! Und hängt der Bottom kopfüber, steigt der Blutdruck in seinem Kopf deutlich an, was schlimmstenfalls zu einem Schlaganfall führen kann.
Geht es nur darum, dass der Bottom ohne Kontakt zum Boden hilflos schwebt, ist eine Bergsteigerausrüstung eine brauchbare Alternative, aber auch hier gilt es auf eventuell auftretende Probleme, wie Einschlafen der Extremitäten des Bottoms zu reagieren.
Und vor allem sollten die Befestigungspunkte entsprechend sorgsam gewählt sein, dass sie nicht aus Wand oder Decke reißen, wenn der Bottom daran zerrt, sich dranhängt oder daran schaukelt (s.A. 6.3).


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